Hintergründe
Ökologische und wirtschaftliche Vorteile einer gemeinsamen ARA
2016: Bund verschärft Gewässerschutzgesetz
Auf nationaler Ebene laufen seit längerem Bestrebungen, gegen die zunehmende Verunreinigung der Schweizer Gewässer mit Mikroverunreinigungen vorzugehen.
2016 hat der Bund die nationale Gewässerschutzgesetzgebung revidiert. Um die anvisierten Reduktionsziele zu erreichen, müssen in der Schweiz rund 100 der über 700 Schweizer ARA mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe nachgerüstet werden. Die dafür notwendigen Investitionen werden zu 75% vom Bund übernommen.
Im Gegenzug wird bei den Betreibern kommunaler ARA von 2016 bis 2040 eine Abgabe von CHF 9.– pro Einwohner und Jahr erhoben. Alle an eine nachgerüstete ARA angeschlossenen Gemeinden sind von dieser Abgabe befreit.
Im Herbst 2021 hat das Parlament zudem einen Vorstoss verabschiedet, welcher vom Bundesrat im Bereich der Elimination von Mikroverunreinigungen eine weitere Verschärfung der Gewässer-schutzverordnung verlangt.
Kanton St. Gallen hat Handlungsbedarf untersucht
2012 hat der Kanton St. Gallen Abklärungen gestartet, welche Abwasserreinigungsanlagen (ARA) entlang der Thur künftig Mikroverunreinigungen (z.B. Medikamente, Körperpflegeartikel, Lebensmittelzusatzstoffe, Industriechemikalien, Pestizide oder Reinigungsmittel) beseitigen müssen. Grund: Die zunehmende Belastung der Fliessgewässer durch diese Stoffe und die Absicht des Bundes, das Problem wirksam anzupacken (siehe Infobox). Da grössere ARA in der Regel wirtschaftlicher zu betreiben sind als kleine, hat der Kanton gleichzeitig untersucht, ob im Zug der Nachrüstungen ARA-Zusammenschlüsse wirtschaftliche Vorteile versprächen.
Zusammenschluss in Niederuzwil: Maximale Entlastung der Thur
Die Vorstudien des Kantons zur Region Wil-Uzwil zeigten erstens, dass der Handlungsbedarf bezüglich Mikroverunreinigungen bei der ARA Wil am grössten ist. Zweitens: Eine gemeinsame Reinigung der Abwässer von Jonschwil, Uzwil, Wil und Zuzwil in einer regionalen, modernen ARA weiter Thur-abwärts im Raum Niederuzwil ist die ökologisch beste Lösung. Denn so wird mehr als doppelt so viel Abwasser von Mikroverunreinigungen befreit in die Thur eingeleitet, als dies bei einem «Alleingang» der ARA Wil der Fall wäre.
Gut für die Umwelt, gut fürs Budget
Was die Vorstudien des Kantons ebenfalls zeigten: Eine gemeinsame, regionale ARA bringt nicht nur der Natur, sondern auch dem Portemonnaie Vorteile. Denn erstens müssen die vier Gemeinden auch ohne Zusammenschluss in den nächsten Jahren und Jahrzehnten altershalber in die Erneuerung ihrer ARA-Infrastruktur investieren. Zweitens können die Betriebskosten bei einem Zusammenschluss insgesamt deutlich reduziert werden.
Gemeinden machen Nägel mit Köpfen
Aufgrund der Studien des Kantons St. Gallen haben die Gemeinden Jonschwil, Uzwil, Wil und Zuzwil 2016 entschieden, eine Zusammenarbeit bei der Abwasserreinigung vertieft zu prüfen. Sie haben eine Lenkungsgruppe eingesetzt, in welcher auch der Kanton St. Gallen und der Abwasserverband Uzwil Einsitz haben. Mit der Gründung der «Planungsgemeinschaft ARA Region Wil-Uzwil» haben die beteiligten Gemeinden ihr Bekenntnis abgegeben, die konkrete Planung der gemeinsamen ARA im Rahmen eines Vorprojekts voranzutreiben und dieses anschliessend der Bevölkerung an der Urne vorzulegen. Nach Abwägen und Abklären verschiedenster Varianten hat die Lenkungsgruppe entschieden: Die neue ARA soll am Standort der heutigen ARA Niederuzwil gebaut werden – und den Namen «ARA Thurau» tragen.