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Was sind Mikroverunreinigungen?
Tausende Stoffe aus Kosmetik, Haushalt oder Industrie
Unter dem Begriff «Mikroverunreinigungen» (MV) werden organische Spurenstoffe zusammengefasst, die in Gewässer und Trinkwasser gelangen. Sie kommen in einer Vielzahl von alltäglichen Produkten vor – zum Beispiel in Medikamenten, Körperpflegeartikeln, Pestiziden oder Reinigungsmitteln. In der Schweiz sind über 30'000 verschiedene organische Spurenstoffe in Gebrauch.
Via WC, Dusche, Strassenablauf und ARA in die Flüsse
Die Spurenstoffe gelangen auf unterschiedlichen Wegen in die Abwasserreinigungsanlagen (ARA): Wenn wir auf der Toilette die Abbauprodukte eines Medikaments oder der Antibaby-Pille ausscheiden. Wenn beim Duschen die Reste unseres Shampoos mit dem Brauchwasser abfliessen. Oder wenn der Regen Pestizidreste von einem Feld in den nächstgelegenen Strassenablauf spült. Da die Stoffe in herkömmlichen ARA nur unvollständig abgebaut werden können, gelangen sie von dort in unsere Fliessgewässer.
Mikroverunreinigungen können Wasserlebewesen schädigen
Zwar stellen Mikroverunreinigungen gemäss Bundesamt für Umwelt (BAFU) nach heutigem Wissensstand keine unmittelbare Gefahr für die Menschen dar. Im Trinkwasser sind sie aber unerwünscht. In Gewässern können sie zudem – auch in sehr tiefen Konzentrationen – Wasserlebewesen schädigen. Das wohl bekannteste Beispiel sind männliche Fische, welche durch den Kontakt mit «weiblichen» Hormonen Fehlbildungen entwickeln.
Bund hat Gewässerschutzvorschriften verschärft
Insbesondere in dicht besiedelten Gebieten hat die Belastung der Gewässer mit Mikroverunreinigungen kontinuierlich zugenommen. Der Bund hat reagiert und per 2016 die Gewässerschutzgesetzgebung angepasst. Die Kantone müssen nun dafür sorgen, dass ein Teil der ARA mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe nachgerüstet werden, die Mikroverunreinigungen beseitigen kann. Schweizweit sollen bis 2035 rund 100 der über 700 ARA nachgerüstet und damit die Hälfte der Mikroverunreinigungen beseitigt werden.